Einbürgerungstest |
||
Online-ZeitungEndredaktion |
Testet man so gelungene Integration? |
04.07.2012 |
In dieser Diskussion lässt sich vor allem ein klares parteipolitisches Profil erkennen. Die Parteien, die den Einbürgerungstest in der Form, in der er jetzt existiert, eingeführt haben, also die CDU/CSU sowie die FDP verteidigen in Interviews, Talkshows oder anderen öffentlich verbreiteten Medien ihre Entscheidung (Schäuble: „Das Niveau der Fragen ist in Ordnung, da wird keiner überfordert“, Wulff: „Test für Hauptschüler konzipiert“, Merkel: „Wenn man ein paar Dinge über Deutschland weiß, dann ist das nicht zu viel verlangt“), während die Opposition bestehend aus SPD, den GRÜNEN und der LINKSPARTEI (Edathy, SPD: „Test eklatant mängelbehaftet“, Josef Winkler von den GRÜNEN: „Test entweder falsch, irreführend, zu schwer oder für eine Einbürgerung irrelevant“) den von der Koalition aufgestellten Test kritisiert.
Ich glaube, dass hinter diesen Aussagen vor allem eines steht: Wahlkampf. Meiner Meinung nach ist der Test nämlich nicht zu schwer, auch nicht für Bürger mit Migrationshintergrund: Das beweist auch eine Studie, die ein Jahr nach der Einführung des Tests veröffentlicht wurde. Laut dieser Studie bestehen 98% der Teilnehmer den Test im ersten Anlauf. Und auch wenn jemand den Test nicht besteht, kann er diesen so oft er möchte wiederholen.
Aber die Frage, die für mich am bedeutendsten ist, lautet, ob man mit dem Einbürgerungstest überhaupt Integration „messen“ kann. Leider wird diese Frage meiner Meinung nach in den Medien viel zu wenig diskutiert. Den laut einer Studie von Ines Michalowski und Erik Snel, von der Universität Münster und der Universität Twente, die sich die Frage „ Kann man Integration messen?“ gestellt haben, gibt es elf Kriterien, an denen man Integration messen kann: 1.Sprachkenntnis 2. Kenntnis de Aufnahmegesellschaft 3. Teilnahme am Arbeitsmarkt/sonstige gesellschaftlichen Tätigkeiten 4. Unabhängige Grundversorgung (keine staatliche Beihilfe) 5. Bildungsniveau 6. Keine segregierte Wohngegend 7. Mitgliedschaft in Vereinen und Organisationen 8. Informeller Kontakt zu Einheimischen 9. Ethnischer Grund des Partners 10. Selbsteinschätzung 11. Einverständnis mit westlichen Werten und Auffassungen Von diesen Kriterien testet der Einbürgerungstest höchstens drei (Sprachkenntnis,Bildungsniveau und evtl. Einverständnis mit westlichen Werten und Auffassungen, aber auch nur oberflächlich – Gleichberechtigung der Frau, Homosexualität etc.). Die für mich wichtigsten Punkte lässt er dabei außer Acht; nämlich die Teilnahme am Arbeitsmarkt und der informelle Kontakt zu den sogenannten Einheimischen – das ist sicherlich auch sehr schwierig zu testen, aber die Politiker sollten trotzdem nicht voreilig dem Spruch von Galileo Galilei nacheifern „Alles messen, was messbar ist – und messbar machen, was noch nicht messbar ist“, denn mit voreiligen und nicht gut durchdachten Vorschlägen lässt sich dieses durchaus strittige Thema nicht bewältigen. Aus diesem Grund zweifle ich die Wirksamkeit dieses Tests an, da ich denke, dass dieser Test vor allem eingeführt wurde, um mit anderen Ländern und deren Richtlinien gleichzuziehen (u. a. die USA, Niederlande, Schweiz, Österreich, Dänemark und Australien haben auch einen Einbürgerungstest)
|
|
Ich glaube, dass die Bundesregierung aufpassen muss, welche Signale sie nach Europa sendet: Denn beim Facharbeitermangel in unserem Land können wir es uns nicht erlauben, ausländische Arbeitskräfte durch übertriebene Hürden abzuschrecken.
Reportage von Julius Diet
Quellen: http://www.welt.de/fernsehen/article2392164/Der-Einbuergerungstest-tut-niemandem-weh.html
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Interviews/DE/2008/07/bm_interview_stuttgarter_zeitung.html
http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1140157.html
www.josef-winkler.de/die_presse/pressemitteilungen/artikel/810/b3e873c33d/index.html |
|